von Martin Haug, Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie, Universitätsspital Basel
Septumperforationen sind Löcher in der Nasenscheidewand und für die Betroffenen unangenehm, weil sie zu Nasenbluten, merkwürdigen Geräuschen beim Ein- und Ausatmen und zu Schmerzen führen können. Es gibt eine Reihe von Gründen für solche Perforationen: Infektionen, Nachwehen von operativen Eingriffen an der Nase, die chronische Anwendung von Sprays oder Stimulanzien wie Kokain.
Die Therapie ist alles andere als einfach. Wenn Medikamente keine Abhilfe schaffen, ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, bei dem die Operateure klassischerweise synthetisches Material verwenden, um die Löcher zu schliessen. Damit verbunden ist allerdings das Risiko von Infektionen und die verwendete Folie kann auch zu Abstossungsreaktionen des Körpers führen.
Eine interessante Alternative stellt eine baslerische Spezialität dar: das Tissue Engineering, an dem verschiedene Expertinnen und Experten des Universitätsspitals Basel schon seit einiger Zeit arbeiten. Im Falle der Nasenscheidewand geht es um körpereigenes Gewebe aus der Nase, auch autologer nasaler chondrozytärer Gewebeknorpel genannt (N-TEC).
Die Gruppe um Prof. Martin Haug von der Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie des Universitätsspitals Basel forscht in diese Richtung, um den betroffenen Patientinnen und Patienten gegenüber den konventionellen Verfahren einen grösseren Behandlungserfolg zu bieten. Anstelle von Fremdmaterial soll körpereigenes Gewebe zum Einsatz kommen. «Die Verwendung von N-TEC könnte zu einer geringeren Infektions- und Rezidivrate sowie zu einer geringeren Fremdkörperreaktion führen. Der Verschluss von Septumperforationen wurde ebenso untersucht wie das funktionelle Ergebnis», schreibt Prof. Martin Haug in einer Projektbeschreibung.
Er geht dabei wie folgt vor: Zuerst entnimmt er Patientinnen und Patienten, die unter Lokalanästhesie stehen, etwas Knorpelgewebe aus ihrer Nase. Im Labor findet damit die Züchtung eines Ersatzgewebes statt, das die Betroffenen dann erhalten.
Die im Laufe der Studie erreichten Ergebnisse und gemachten Erfahren waren sehr positiv: Es gelang, die verwendeten Implantate während der Operation sicher zu umhüllen und stabil zu platzieren. «Subjektive (NOSE-und VAS-Scores) Messungen und objektive (Gesamtluftstrom während der Inspiration) der Atmungsfunktionen ergaben, dass die klinischen Ergebnisse in unserer kleinen Kohorte mehr als zufriedenstellend waren.», sagt Prof. Martin Haug.
Aufgrund der positiven Ergebnisse ist denkbar, dass das Verfahren in Zukunft auf anspruchsvollere Gesichtsrekonstruktionen ausgeweitet wird.
Fördersumme CHF 50‘000
Zusammenarbeit mit Tissue Engineering und Departement Klinische Forschung Universitätsspital Basel sowie der Seeklinik Zürich.
Die Studie wurde unter dem Patronat der Rhinoplasty Society of Europe (RSE) durchgeführt.
Berichterstattung zum Thema:
- Basler Chirurgen züchten Transplantate aus körpereigenem Gewebe
TV-Beitrag von SRF in der Sendung Gesundheit heute, 16. Mai 2023. Zur Sendung