von Sarah Dräger, Innere Medizin, Universitätsspital Basel
Eine bakterielle Infektion mit Staphylococcus aureus ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und führt beim Vorliegen einer Blutvergiftung in 20% der Fälle zum Tod. Der rasche Beginn einer wirksamen Antibiotika-Therapie ist deshalb entscheidend, um das Überleben der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Die Antibiotika Flucloxacillin und Cefazolin werden bei Staphylococcus aureus Infektionen als Antibiotika der ersten Wahl seit über 50 Jahren eingesetzt und in der Regel als Kurzinfusion verabreicht. Für schwer kranke Patientinnen und Patienten besteht jedoch das Risiko zu viel (Überdosierung) oder zu wenig (Unterdosierung) Antibiotika zu erhalten, wenn die üblichen Standarddosierungen verabreicht werden. Die Ursache hierfür liegt im stark veränderten Stoffwechsel von schwer kranken Menschen, der bei der Wahl von Standard-Dosisempfehlung nicht berücksichtigt wird.
Die personalisierte Medizin geht durch die Berücksichtigung von individuellen Eigenschaften über die reine Behandlung eines Krankheitsbildes oder einer Diagnose hinaus und hat sich vor allem in der zielgerichteten Krebstherapie etabliert, wohingegen sie bei der Behandlung von Infektionen, im Besonderen bei der Therapie mit «alten» Antibiotika, bisher keine Rolle spielt. Das Ziel des vorliegenden Forschungsprojektes ist es, die Antibiotika-Dosierung bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Staphylococcus aureus Infektion zu personalisieren, damit die Behandlung zu verbessern und die hohe Sterblichkeitsrate in der Zukunft zu senken. Dafür soll die bis anhin gängige Behandlung mit Kurzinfusionen (3-6 Gaben pro 24h) mit einer Dauerinfusion (kontinuierliche Antibiotika-Verabreichung) kombiniert mit der regelmässigen Messung der Antibiotikakonzentration im Blut (Therapeutisches Drug Monitoring, TDM) und personalisierter Dosisanpassung verglichen werden.
Für die Festlegung der individuellen Dosis wird Model-informed precision dosing (MIPD) verwendet, ein Simulationsprogramm, das Patienten-eigene Faktoren wie zum Beispiel Alter, Geschlecht oder den Eiweiss-Gehalt im Blut zur Dosis-Festlegung mitberücksichtigen kann, Parameter, die nicht in die üblichen Dosisempfehlungen einfliessen. Dieser innovative Behandlungsansatz von TDM und MIPD soll eine dauerhafte optimale Antibiotika-Konzentration im Blut gewährleisten und wurde bisher bei Staphylococcus aureus Infektionen noch nicht untersucht. In einer Sub-Studie wird zudem angeschaut, wie die Verabreichungsart aus Perspektive der Patientinnen und Patienten eingeschätzt wird und ob sich die Dauerinfusion positiv auf die Schlafqualität auswirkt, da durch den Wegfall der nächtlichen Kurzinfusionen Schlafunterbrüche reduziert werden können.
Fördersumme CHF 20'000
Zusammenarbeit Innere Medizin USB, Pflege Medizin USB, Infektiologie USB, Intensivmedizin USB, Labormedizin USB, Klinische Pharmakologie Inselspital, Chronobiologie UPK Basel